Im Schuljahr 2018/19 und 2019/20 fanden zwei Fortbildungen für das Kollegium der Regebogenschule zum Konzept der "Gewaltfreien Kommunikation" (GFK) statt. Eine weitere Fortbildung fand für die Mitarbeiter/innen der OGS statt und auch die Klassensprecherinnen und Klassensprecher wurden in der Kinderkonferenz über GFK fortgebildet.
Was bedeutet "Gewaltfreie Kommunikation"?
Die „Gewaltfreie Kommunikation“ ist ein Konzept, welches in den 1970er/80er Jahren vom amerikanischen Psychologen Marshall B. Rosenberg (1934-2015) entwickelt wurde.
Der Begriff „gewaltfrei“ ist irritierend
Der Begriff „gewaltfrei“ führt oft zu Irritationen. Auch Rosenberg äußerte, dass er diese Begriffswahl bedauere, allerdings hatte sich das Wort zu dem Zeitpunkt bereits so etabliert, dass Rosenberg keine Änderung mehr vornahm.
Gewalt im Sinne der GFK findet dann statt, wenn wir versuchen, uns unsere eigenen Bedürfnisse zu erfüllen und dabei die Bedürfnisse anderer außer Acht lassen:
oder wenn wir zur Erfüllung von Bedürfnissen anderer beitragen, ohne dabei auf unsere eigenen Bedürfnisse zu achten:
In diesem Sinne ist unser Handeln nur dann gewaltfrei, wenn wir freiwillig und von Herzen geben und nehmen, wenn wir niemanden gegen seinen Willen zu etwas zwingen, auch nicht uns selbst.
Nach Rosenberg beginnt Gewalt bereits im Denken und zwar immer dann, wenn wir jemanden nicht in seiner vollen Menschlichkeit sehen, wenn wir jemanden verurteilen oder in (moralische) Schubladen stecken. Dies umfasst auch die Gewalt gegen uns selbst.
Die GFK definiert sich über drei Elemente:
Haltung
Hierunter versteht man eine bestimmte innere Einstellung, eine Geisteshaltung, ein Menschenbild.
Absicht
Hierunter versteht man eine bestimmte Absicht, die wir mit unserem Handeln und unserer Kommunikation verfolgen.
Methode
Dies ist eine bestimmte Methode, mit der wir lernen können, gewaltfrei miteinander zu kommunizieren.
1. Eine wohlwollende und wertschätzende innere Haltung
Die GFK basiert auf einer wohlwollenden und wertschätzenden inneren Grundeinstellung anderen Lebewesen gegenüber. Diese innere Einstellung wird mithilfe verschiedener Grundannahmen ausgedrückt.
Einige dieser Grundannahmen lauten:
Wer die Gewaltfreie Kommunikation in sein Leben integrieren möchte, setzt sich intensiv mit einer ganzen Reihe von Grundannahmen auseinander und überprüft im Zusammensein mit anderen stets seine eigene innere Einstellung.
2. Absicht ist die einfühlsame Verbindung mit uns selbst und anderen
Wer die Gewaltfreie Kommunikation „praktiziert“, verfolgt drei Ziele gleichermaßen:
Ein bisschen alltagstauglicher formuliert:
Absicht der Gewaltfreien Kommunikation ist ein wertschätzender Umgang miteinander, bei dem jeder Beteiligte Verantwortung für sich selbst übernimmt und durch einfühlsames Zuhören und Verstehen Lösungen gefunden werden, die für alle passen.
3. Die GFK ist nicht nur, aber auch eine Kommunikationsmethode
Die Gewaltfreie Kommunikation wird häufig auf ihr Dasein als Methode reduziert. Das Anwenden der Methode allein führt jedoch nicht zu Gewaltfreiheit im Sinne Rosenbergs. Ob wir in eine einfühlsame und wertschätzende Verbindung mit anderen kommen, hängt mehr von der inneren Haltung ab als vom Sprachgebrauch. Die GFK ist also nicht nur, aber auch eine Methode, derer wir uns vor allem dann bedienen können, wenn wir noch unsicher sind oder die GFK gerade erst erlernen.
Die Methode beinhaltet drei Aspekte
Die Aufmerksamkeit lenken auf die Absicht hinter dem Verhalten
Die GFK ist eine bestimmte Art und Weise, unsere Aufmerksamkeit zu lenken:
Das Vermeiden einer eher lebensentfremdenden Kommunikation
In der Gewaltfreien Kommunikation wird unterschieden zwischen einer eher lebensentfremdenden und einer eher lebensdienlichen Kommunikation.
Aspekte, die aus Sicht der GFK eher lebensentfremdend und nicht förderlich sind, um Verbundenheit herzustellen sind:
Der Gebrauch einer eher lebensdienlichen Kommunikation
Eher lebensdienlich wirkt eine Kommunikation, bei welcher die Aufmerksamkeit gelenkt wird auf:
Giraffensprache - Wolfssprache
Manchmal ist in der GFK auch von einer Giraffen- und Wolfssprache die Rede.
Mit Giraffensprache ist gemeint, die Aufmerksamkeit auf beobachtbaren Fakt, Gefühl und Bedürfnis zu lenken – jenseits von richtig und falsch.
Wolfssprache ist sozusagen unsere „normale“ Alltagssprache, in der wir uns mehr auf unsere Urteile konzentrieren und nicht darauf, was uns wichtig ist.
Weder Giraffensprache noch Wolfssprache sind besser oder schlechter, aber sie haben unterschiedlich förderliche Auswirkungen auf unsere Beziehungen.
Manchmal gibt es beim Lernen der Gewaltfreien Kommunikation ein Missverständnis: Da glaubt der Lernende, dass die „Wolfssprache schlecht“ ist und „nicht gesprochen werden darf“. Es geht jedoch nicht darum, richtig zu kommunizieren.
Der „Wolf“ ist lediglich Ausdruck unserer Gedanken, Urteile und Interpretationen. Diese wiederum sind der etwas unglückliche Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse.